
Ein Team von ehrenamtlichen Helfern reiste nach Griechenland, um über die
desolate Situation der dort lebenden Straßenhunde zu berichten. Ein
deutscher Tierschutzverein braucht dringend Unterstützung.
"Schon 20 Minuten, nachdem ich im Tierheim in Griechenland angekommen war,
hatte ich einen blutenden Hund auf dem Arm", erzählt Malte Zierden im
Gespräch mit dem stern. Der Niedersachse, der im vergangenen Jahr durch
seine, wie er es nennt, "schonungslose Dokumentation einer Gaumenspaltung"
zur Instagram-Berühmtheit wurde, war mit vier weiteren Personen nach
Griechenland geflogen. Ziel war, in Zentralmakedonien den deutschen Verein
Hundegarten Serres zu unterstützen. Auf die Idee hatte Zierden seine
Begleitung gebracht: Vanessa Tamkan, 2019 als GNTM-Abbrecherin durch die
Presse gegangen, hatte ihn gefragt, ob er dabei sein wolle. Sie und ihr Mann
sowie Jessica Schröder, die "Bachelor"-Fans als ehemalige Kandidatin kennen,
und Gatte wollten helfen. In Griechenland erwarteten das Gespann weitere
Unterstützer.
Ein "Promi" zu sein und schon ein paar Fans in den sozialen Medien zu
haben, ist keine schlechte Voraussetzung, wenn man etwas Gutes tun will. Die
fünf möchten den Hundegarten Serres dabei unterstützen, auf griechischem
Boden ein Tierheim nach deutschen Standards zu bauen. Da hilft es, wenn man
gemeinsam mehrere hunderttausend Follower auf Instagram hat, denen man über
die grausame Situation vor Ort berichten kann. Acht Tage lang war das Team
unterwegs: Kaum war ein Tier von der Straße geholt, ging es weiter zum
nächsten herrenlosen Vierbeiner. Gemeinsam mit den anderen kümmerten sich
die fünf bis tief in die Nacht um verletzte Hunde und protokollierten ihre
Arbeit mit Bildern und Videos auf Instagram. Sie wollten nicht nur durch
ihre aktive Mitarbeit helfen, sondern auch medienwirksam, denn um die
Situation der Tiere vor Ort zu verbessern, braucht der Verein
Geld.
"Hunde sind nichts wert"
"Straßenhunde haben in Griechenland keinen Stellenwert. Das haben wir an
den Reaktionen der Menschen gemerkt", sagt Zierden. Der derbe Umgang mit den
Tieren zeigte sich etwa in Situationen wie dieser: "Ein Mann brachte uns
einen Hund, hielt ihn an einem Hinterbein vor unsere Nase und zog ihn immer
wieder zurück. Als wir ihn entgegennehmen wollten, ließ er das Tier einfach
fallen. Das war pure Provokation. Der Hund war anschließend so
traumatisiert, dass es nun schwierig ist, sich ihm zu nähern. So etwas
erschwert die Vermittlung eines Tieres."
Denn ein Zuhause für die wild lebenden Hunde zu finden, ist eines der
Hauptanliegen des Hundegarten Serres. Viele Griechen seien dort der
Überzeugung, so Zierden, dass sich die Deutschen an ihren Problemen
bereichern wollten: indem sie die Straßenhunde retten, gesund pflegen und
gegen Geld in deutsche Familien vermitteln. "Ich weiß nicht, wieso sie das
denken, aber dadurch werden den Helfern viele Steine in den Weg gelegt",
bedauert Zierden.
500 bis 600 Hunde in einem Tierheim
Die Anzahl an Streunern schwankt in Griechenland jährlich, doch es sind
Millionen. Kastrationen, wie der Verein sie durchführt, um die Fortpflanzung
der Hunde zu verringern, werden selten vorgenommen, da sie privat bezahlt
werden müssen. "Von der Politik gibt es da leider wenig Unterstützung. Es
werden zwar Tierheime gebaut, aber dort werden 500 bis 600 Hunde zusammen
eingesperrt. "In den Heimen herrschen katastrophale Zustände, überall lag
Hundekot, alles war verdreckt, dort leben Ratten", berichtet
Zierden.
Nur wenige Zäune und Abgrenzungen trennen die Tiere voneinander, sodass
mehrere Rudel auf einer Fläche zusammenleben. "Klar, dass die Hunde sich
nicht immer wohlgesonnen sind." Zierden berichtet von Teßi, einer Hündin,
die er gleich zu Beginn seines Aufenthaltes gefunden hatte: Hunde eines
anderen Rudels hatten sie angegriffen und ihr am Rücken eine schwere
Verletzung zugefügt. "Für die Menschen dort ist das leider Alltag. Sie
können nicht verstehen, dass wir Deutschen bei so etwas panisch
reagieren."
250.000 Euro Spenden in vier Tagen
Durch ihre Berichterstattung auf Instagram konnte das Team in vier Tagen
250.000 Euro Spenden sammeln. "Ich hätte nie gedacht, dass wir das so
schnell schaffen!", sagt Zierden, den begeistert, welch starken Zusammenhalt
das Team in der kurzen Zeit entwickelte. "Aber es geht ja noch weiter. Wenn
das Tierheim fertig gebaut ist, fallen laufende Kosten an. Vor Ort gibt es
ebenfalls noch viel zu tun. Wir wollen die Menschen aufklären und uns darum
kümmern, dass Straßenhunde kostenlos kastriert werden. Und natürlich wollen
wir für die herrenlosen Streuner ein neues Zuhause finden."
Am Ende der Reise konnten 13 Hunde nach Deutschland vermittelt werden. In
Transportboxen reisten sie im Bauch des Reisefliegers an. "Zu sehen, wie die
geretteten Tiere in Deutschland an ihre zukünftigen Familien übergeben
wurden, war ein schönes Erlebnis", schwärmt Zierden.