Der in Australien lebende Großflugbeutler war bislang nur als einzelne
Spezies bekannt. Nach einer Analyse des Erbguts konnten nun zwei weitere
Arten klassifiziert werden.
Australische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass eines der
beliebtesten Tiere Australiens genau genommen drei verschiedene Tiere, bzw.
(Unter-)Arten, sind. Ein Forscherteam mit Wissenschaftlern der James Cook
University (JCU), der Australian National University (ANU), der University
of Canberra und der staatlichen Forschungseinrichtung CSIRO analysierte das
Erbgut des Großflugbeutlers – eines Beuteltiers etwa von der Größe eines
Eichhörnchens, das bis zu 100 Meter weit gleiten kann.
Doktorandin Denise McGregor und Professor Andrew Krockenberger, beide von
der JCU, waren Teil eines Teams, das eine lang existierende Theorie
bestätigte: dass es sich bei dem Großflugbeutlertatsächlich um mehrere Arten
handelt. Als Teil ihres Promotionsprojekts entdeckte McGregor, dass die
genetischen Unterschiede zwischen den Populationen, die sie betrachtete – um
zu verstehen, warum sich Großflugbeutler in ihrem Verbreitungsgebiet so
stark unterscheiden – tiefgreifend waren. "Es wurde eine Weile spekuliert,
dass es mehr als eine Art von Großflugbeutlern gibt, aber erst jetzt haben
wir Beweise aus der DNA. Es wird die Art und Weise, wie wir über sie denken,
verändern", sagte sie.
Bereicherung von Australiens Artenvielfalt
Ein Name oder eine genaue Bezeichnung wurde den neu entdeckten Unterarten
bislang nicht gegeben. "Australiens
Artenvielfalt ist jetzt viel reicher. Es ist nicht alltäglich, ein bisher
unbekanntes, neues Säugetier zu finden; zwei auf einmal gleich gar nicht",
sagte Krockenberger. "Unterschiede in Größe und Physiologie gaben uns
Hinweise darauf, dass die eine bislang bekannte Art tatsächlich drei
unterschiedliche Arten waren." Großflugbeutler, deutlich größer als die
bekannteren Kurzkopfgleitbeutler (Sugar-Glider), fressen nur
Eukalyptusblätter und leben in den Wäldern von Nord-Queensland bis
Süd-Victoria.
Dr. Kara Youngentob, Mitautorin der Studie, die sie von der ANU aus
begleitete, sagte, die Identifizierung und Klassifizierung von Arten sei für
ein wirksames Schutzmanagement von wesentlicher Bedeutung. "In diesem Jahr
erlebte Australien eine Buschfeuer-Saison von beispielloser Intensität, die
zu einem weit verbreiteten Verlust und Sterben von Lebensräumen führte.
Infolgedessen wurde verstärkt Wert darauf gelegt, die genetische Vielfalt
und Struktur von Arten zu verstehen, um die Widerstandsfähigkeit angesichts
des Klimawandels zu schützen", fasst sie zusammen. Es gebe bereits
alarmierende Rückgänge bei den Populationen des Großflugbeutlers: "Das
Wissen, dass es jetzt genetische Unterstützung für mehrere Arten gibt, deren
Verbreitung viel geringer ist als die Reichweite der zuvor anerkannten
Einzelarten, sollte bei künftigen Entscheidungen zu Erhaltungsfragen
berücksichtigt werden."