Kindererziehung ist nicht nur Frauensache: Ein Tiger aus Indien hat bewiesen, dass er ein Phänomen für Zoologen ist. Natürlich kümmert sich dieser Vater um seine Kinder und übernimmt die Rolle der Mutter nach deren Tod.
Am 15. Mai 2021 starb eine Tigerin namens P213-32 in einem Reservat im indischen Distrikt Panna aus unbekannten Gründen. Sie wurde mit vier kleinen Tigerjungen zurückgelassen, die nach den Gesetzen der Natur dem Untergang geweiht waren, schreibt Mongabay-India.
In freier Wildbahn ist die Tigermutter normalerweise die Beschützerin ihrer Jungen. Sie zieht ihre Jungtiere auf, lehrt sie, wie man jagt und sich tarnt, und bringt ihnen Futter. Das geht so lange, bis die Jungtiere zwei Jahre alt sind und selbständig werden. Als die Jungtiere P213-32 jedoch schutzlos zurückgelassen wurden, übernahm ihr Vater, ein Tiger namens P243, die Rolle der Mutter und setzte die Gesetze des Dschungels im Alleingang außer Kraft.
Beamte des Reservats berichteten, dass der Tigervater ein seltenes Verhalten an den Tag legte, das für männliche Tiger untypisch ist. P243 hat die Rolle des Beschützers seiner Jungen übernommen, aber die Zoologen haben es nicht sofort bemerkt.
Im Sommer 2021 beobachteten Zoologen, wie P243 eine Kuh jagte. Sie waren überrascht, als das Männchen die Beute überwältigte und sie nicht fressen wollte. Erst im Nachhinein, nachdem sie sich in dem Gebiet orientiert hatten, stellten die Wissenschaftler fest: Der Tiger hatte genau in dem Gebiet, in dem sein Nachwuchs lebte, Nahrung hinterlassen.
Auf die väterliche Vormundschaft des Tigers deutet auch die Tatsache hin, dass der Vater später einen Zambarhirsch fing und die Beute mit seinem Nachwuchs teilte. P243 besucht auch regelmäßig seine Jungen, spielt mit ihnen und leckt sie ab. Nach Angaben der Reservatsverwaltung stellt das Männchen keine Bedrohung für die Jungtiger dar.
Naturschützer verwenden Fotofallen zur Überwachung der Tigerjungen
Die Ranger bemerkten auch, dass der Tiger einen speziellen Schrei benutzt, der von Wissenschaftlern als Mittel zur Kommunikation mit seinen Jungen interpretiert wurde.
Jetzt stehen die acht Monate alten Jungtiere unter der strengen Aufsicht von Zoologen. Sie sagen, dass der Nachwuchs gesund, aktiv, wohlgenährt und frei von dem Stress des Verlustes der Mutter zu sein scheint.
“Ja, die Umstände deuten darauf hin, dass das Tigermännchen sich um seine Jungen kümmert. Wir beobachten das Verhalten des Tigers und der Jungen weiter”, sagte Reservatsdirektor Sharma.